Wie viel verdient eigentlich der Kollege, der sich gerade ein neues Auto gekauft hat? Wie legt wohl der Nachbar sein Geld an, dass er sich nun den Umbau leisten kann? Wie viel Taschengeld bekommt meine beste Freundin, die jetzt schon wieder neue Klamotten kaufen geht? Geld – das große Tabuthema der Deutschen. Geht es um das Privatleben unserer Mitmenschen – etwa die Allergien unseres Kollegen, die Eheprobleme der Nachbarn oder die neueste Liebe unserer Freunde – sind wir stets bestens informiert. Doch beim Thema Finanzen lebt Deutschland nach der Devise: „Über Geld spricht man nicht, man hat es.“
Über die Gründe für diese Einstellung, gibt es verschiedene Erklärungsansätze. So erzählt der Sozialpsychologe Professor Dieter Frey von der Universität in München in einem Interview mit der FAZ: „Zum einen liegt die Zurückhaltung in der starken Verankerung von Sozial- und Wohlfahrtsstaat begründet: Wir sind es gewohnt, dass die Verantwortung für unser Wohlergehen beim Staat liegt und Gewerkschaften oder Verbände unsere Einkünfte aushandeln.“ Genau da liegt das zweite Problem: Wenn der Wohlstand von außen kommt, gibt es immer Gewinner und Verlierer. Und egal zu welcher Seite sie zählen – den Deutschen ist es peinlich. Wer viel verdient, will sich nicht mit Neid auseinandersetzen und wer weniger verdient, möchte keine Mitleidsbekundungen. Weiterlesen