Prof. Dr. Werner J. Gartner

Deutschland ohne Einfluss * Währungsverluste verringern Gewinne * Zinswende in England

Deutschland ohne Einfluss

Die Europäische Zentralbank (EZB) hat im EZB–Rat, also dem Aufsichtsgremium, die Karten neu gemischt. Das Rotationsprinzip in diesem Ausschuss hat Deutschland kalt erwischt, denn die deutsche Bundesbank als bisheriges Mitglied hat kein Stimmrecht mehr. Alle Politiker sind erstaunt wegen dieser Handlungsunfähigkeit. Aber sie selbst haben diese Angelegenheit verursacht und darüber abgestimmt. Die seinerzeit abgeschlossenen Verträge erlauben eine solche Rotation, auch zu Lasten der stärkeren Länder wie Deutschland. Die Bundesrepublik hält 27 Prozent am EZB-Kapital und müsste schon aus diesem Grund einen festen Sitz im EZB–Rat haben. Bei Aktiengesellschaften kann ein Anteilseigner schon ab fünf Prozent einen Platz im Aufsichtsrat erhalten. Das EZB-Gremium in Frankfurt ist hauptsächlich von den schwachen Krisenstaaten besetzt. Aber bisher wurde auch Deutschland, trotz Sitz im Rat bei Währungsfragen, in der Vergangenheit, überstimmt. Es wird in Zukunft bei 19 Euro-Mitgliedsländer noch schwieriger Entscheidungen zu fällen. Die Quotierung der starken und der schwächeren Länder ist in der jetzigen Besetzung berücksichtigt und es wird weiterhin so verfahren. Das Berliner Finanzministerium sieht jedenfalls in der derzeitigen Besetzung im EZB-Rat keine Benachteiligung.

Währungsverluste verringern Gewinne

Die erfolgsverwöhnten deutschen Großunternehmen leiden unter dem mächtigen Euro. Das Erstarken der Eurozone und die langsame Sanierung der desolaten Schuldenstaaten zeigt an den Devisenmärkten ihre Wirkung. Die Zeiten, als die Firmen den schwachen Euro zu ihrem Vorteil nutzen konnten, sind vorbei. In den vergangenen Jahren haben die Konzerne vor allem im Ausland gepunktet. Sie konnten teilweise ihre Produkte weit über 50 Prozent nicht nur in den Euroraum, sondern auch global absetzen. Die Gewinne sind in den vergangenen Geschäftsjahren prosperierend gesprudelt. Jetzt werden die Aussichten auf höhere Erträge geringer, da die Unternehmen die Währungsverluste außerhalb der Eurozone nicht ganz auffangen können. Einige Firmen haben die Situation unterschätzt, indem sie Kursspannen fehlerhaft bewertet haben. Andererseits können Wechselkurse auch fest abgeschlossen werden, aber diese Arbitrage-Geschäfte kosten ebenfalls Geld, die wiederum die Handelsmarge verringern. Die Währungsverluste der Unternehmen verringern die Gewinne der Unternehmen nicht nur in Deutschland, sondern in der ganzen Eurozone. Die Dividenden werden für manchen Aktionär nicht ganz erfüllt und auch die Unternehmenssteuern werden geringer als in der Vergangenheit ausfallen.

Zinswende in England

Steht England vor der Zinswende? Die britische Notenbank will im Laufe des Jahres die Zinsen gegen den Trend in Europa und den Vereinigten Staaten von Amerika (USA) erhöhen. Eine Erhöhung des Leitzinses würde die gerade anziehende Konjunktur auf der Insel gewaltig treffen. Die Privathaushalte könnten unter dem Anstieg leiden und somit auch die Unternehmen in Mitleidenschaft ziehen. Das Wirtschaftswachstum konnte in den ersten Monaten dieses Jahres auf über drei Prozent zulegen und würde durch die vorgesehene Maßnahme jetzt abgewürgt. Große Befürchtungen sind für den Immobilienmarkt zu erwarten. Viele Briten haben im Verhältnis zu ihrem Einkommen gewaltige Hypothekenfinanzierungen aufgenommen. Die Hausbesitzer könnten wegen ihrer enormen Verschuldung die höheren Zinsen nicht mehr bedienen. Aufgrund der kommenden Parlamentswahlen wird jedoch die Bank von England die Zinsen moderat erhöhen.

© Global Research Institute – Gartner (GRIG)

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