Prof. Dr. Werner J. Gartner

EZB startet Ankaufprogramm * Starker Franken reißt Löcher in die Touristikbranche

EZB startet Ankaufprogramm

Die Europäische Zentralbank (EZB) startet ein Billionen-Euro-Programm in den nächsten Monaten und überschwemmt die Märkte mit der europäischen Währung. Dabei wird die EZB monatlich über 60 Milliarden Euro an Anleihen von Staaten, Banken und Unternehmen aus dem Euroland aufkaufen. Damit soll die europäische Wirtschaft stimuliert werden, damit sie nicht in eine Rezession schlittert. Mit dem frischen Geld sollen die Banken Kredit an Unternehmen ausreichen, um so Investitionen zu fördern. Durch die schwache Eurowährung werden die Exporte gewaltig angeheizt, insbesondere die Premiumprodukte der Automobilindustrie werden in den Ländern außerhalb des Euroraumes heiß begehrt, da sie jetzt um über 10 Prozent günstiger sind. Der Euro hat somit gewaltig an Wert gegenüber dem US-Dollar und dem Schweizer Franken verloren und könnte bald den Kurs von einem Dollar, gleich ein Euro wert sein. Die Wettbewerbsfähigkeit europäischer Produkte wird gesteigert, aber gleichzeitig werden auch die Importe nach Europa verteuert. Der Ölpreis und vor allem Rohstoffe werden in US-Dollar gehandelt, dies kann mittelfristig zu einer Verteuerung der erzeugten Waren führen. Ein nicht zu unterschätzender Vorteil ist auch für die europäischen Unternehmen, sie werden in nächster Zeit ihre Investitionen vornehmlich in Europa durchführen, da der Dollarraum weniger attraktiv ist. Durch die importierte Inflation wird die seit Monaten geführte Diskussion um eine Deflation jetzt im Keim erstickt. Das Euroland mit inzwischen 350 Millionen Einwohnern ist zu einer gewaltigen Wirtschaftsstärke in der globalen Welt aufgestiegen. Durch die vielfältigen Produkte, die sie erzeugen, sind sie zu einem bedeutenden Partner für die übrigen Kontinente geworden. Währungen wie der US-Dollar oder der japanische Yen werden somit in die Defensive gedrängt und werden ihre Exporte nach Europa zurückschrauben müssen. Europa ist jetzt auf dem Niveau angekommen, welches jahrelang von der amerikanischen Nationalbank (Fed) gefordert wurde. Als weltweite Währungsreserve kommt der Euro inzwischen auf über 20 Prozent. Sollte sich jedoch der Euro weiter aufweichen, könnten Investoren das Vertrauen in Europa verlieren. Dem Verfall kann die EZB jedoch einen Riegel vorschieben, indem sie den Leitzinssatz erhöht, um den Euro wieder reizvoller für Anleger zu machen.

Starker Franken reißt Löcher in die Touristikbranche

Besonders hart trifft es die Eidgenossen, der erstarkte Schweizer Franken wird Löcher in die Bilanz der Touristikbranche reißen. Aber auch die Maschinenindustrie und das verarbeitende Gewerbe können sich nur noch mit enormen Rationalisierungsmaßnahmen langfristig über Wasser halten. Auch Entlassungen von Mitarbeitern sind nicht mehr ganz von der Hand zu weisen. Für die europäische Wirtschaft und insbesondere für die deutschen Unternehmen kommt diese Schwäche des Euro wie ein warmer Regen. Der derzeit niedrige Ölpreis wirkt wie ein beschleunigendes Konjunkturprogramm. Falls es keine Verwerfungen der weltpolitischen Lage gibt, könnte das Wirtschaftswachstum in diesem Jahr die zwei Prozent Marke erreichen. Bei aller Euphorie dürften ein schwacher Euro und ein sinkender Ölpreis das Verhältnis zu den anderen Ländern außerhalb des Eurolandes etwas trüben. Die Klagen über den permanenten Exportüberschuss dürften der Regierung in Berlin einiges Kopfzerbrechen bereiten. Auch das Ungleichgewicht gegenüber den Krisenländern innerhalb Europas gefährde das Verhältnis zueinander, da auch die wirtschaftliche Erholung bedroht ist. Aber auch für diese Länder ist es eine Chance, dass durch den sinkenden Wechselkurs für Nichteuropäer Urlaub in Italien, Spanien oder Griechenland interessanter werden.

© Global Research Institute – Gartner (GRIG)

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