Prof. Dr. Werner J. Gartner

Handelsabkommen mit Kanada * Italien in der Talsohle

Handelsabkommen mit Kanada

Seit Jahrzehnten pflegen Deutschland und Europa ausgezeichnete Geschäftsbeziehungen zu Nordamerika. In den letzten Jahren ist dabei Kanada zunehmend vernachlässigt worden, obwohl dieses Land viel an Rohstoffen zu bieten hat, welche die Industrienationen in Europa dringend benötigen könnten. Jetzt soll ein Freihandelsabkommen mit der Europäischen Union (EU) und Kanada abgeschlossen werden. Für beide Seiten sollen damit Zölle für Güter und Dienstleitungen wegfallen und der Import und Export von Waren soll bis fast 100 Prozent zollfrei sein. Wichtig für die beiden Partner ist der freie Zugang zu öffentlichen Aufträgen. Man verspricht sich dadurch eine Steigerung des Handelsvolumens von über zwanzig Prozent. Gerade für die europäischen Krisenländer, die vor allem Agrarprodukte und Südfrüchte kultivieren, wäre dies ein enormer Schub und eine ausgezeichnete Absatzmöglichkeit ihrer Handelsware. Das Riesenland Kanada war bisher abhängig von den Vereinigten Staaten von Amerika (USA), die bisher über 50 Prozent von dort eingeführt haben. Dies soll sich mit dem Abkommen ändern. Aber auch Europa kann von Kanada zukünftig profitieren. Die gewaltigen Energievorkommen von Erdöl und Gas sind den Europäern willkommen, auch in Bezug auf die derzeitige Russlandkrise. Durch die Lieferungen aus Kanada kann sich nicht nur die größte Volkswirtschaft in Europa unabhängiger aus dem Osten machen, sondern auch ganz Europa. Brüssel ist deshalb bemüht, die Unterschriften unter den Vertrag in den kommenden Monaten durchzuführen. Kanada gilt als stabiler politischer Faktor in der westlichen Welt und könnte in Zukunft für Europa ein wichtiger Pfeiler für die Bevölkerung und die Unternehmen werden. Sanktionen sind deshalb, wie jetzt aus Russland, von Kanada nicht zu erwarten, sodass Europa seine wirtschaftlichen Ziele verfolgen kann zum Wohl beider Partner.

Italien in der Talsohle

Italien kommt trotz vollmundiger Versprechungen nicht aus der Talsohle. Nach dem ersten Halbjahr sind die Erwartungen für eine durchgreifende Erholung gesunken. Die Regierung in Rom geht aber bis zum Ende des Jahres von einem leichten Wirtschaftswachstum aus. Zu allem Unheil kommt die Russlandkrise, die besonders die Luxushersteller gewaltig trifft. In den vergangenen Jahren hatte die russische Bevölkerung einen enormen Nachholbedarf an italienischen Designermoden. Diese Absatzmöglichkeit ist jetzt ins Stocken geraten. Die Regierung im Stiefelstaat betreibt jetzt Schadensbegrenzung und will die dringenden Reformen vorantreiben. Vor allem der übermächtige Verwaltungsapparat muss dringend entschlackt werden. Die Umsetzung von Verordnungen dauert noch viel zu lange. Unternehmen können nur geringe Umstrukturierungen vornehmen, da die Gewerkschaften zu mächtig sind und viele Vorhaben in Bezug auf die Flexibilität der Beschäftigung zum Scheitern bringen. Die Politiker in Rom müssen auch die Inlandsnachfrage stimulieren, da die italienische Bevölkerung enormen Nachholbedarf hat. In den vergangenen Jahren mussten die privaten Haushalte ihren Gürtel immer enger schnallen. Italien benötigt Europa, da ein Großteil ihrer Produktion, nicht nur von Agrarprodukten, sondern auch Maschinen und Ausrüstungsgüter in Europa ihre Abnehmer finden. Entscheidend werden die Tourismus-Umsätze in diesem Jahr sein, denn sie tragen ebenfalls als Dienstleistungsfaktor einen wesentlichen Teil zum Erfolg des Landes bei. Es ist zu hoffen, dass die Menschen wegen der Einsparungen in Italien nicht überfordert werden und es zu sozialen Unruhen kommt. Dadurch würden alle Wirtschaftsprognosen über den Haufen geworfen.

© Global Research Institute – Gartner (GRIG)

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