Prof. Dr. Werner J. Gartner

Wirtschaftslokomotive ohne Dampf * Einbrüche in den Touristenregionen

Wirtschaftslokomotive ohne Dampf

In Europa steht es bei einigen Krisenländern mit der Wirtschaft nicht zum Besten. Jetzt kommt auch Deutschland mit der Konjunktur unter die Räder. Die Unternehmen machen eine Seitwärtsbewegung, da der deutschen Wirtschaftslokomotive der Dampf weggeblieben ist. Bisher konnten sich die übrigen Länder an der größten Volkswirtschaft innerhalb Europas orientieren. Jetzt wurde aber auch das deutsche Zugpferd eiskalt erwischt und ist somit aus dem Tritt gekommen. Die militärischen Unruhen haben im Wesentlichen zur Konjunktur-Verlangsamung beigetragen. Die verhängten Sanktionen der Westeuropäer haben tiefe Schneisen in die Auftrags-Eingangsbücher der Unternehmen geschlagen. Das zweite Halbjahr wird die Situation nicht verbessern, da die Auswirkungen der ausgesprochenen Zwangsmaßnahmen erst in einigen Monaten zu spüren sein werden. Die Unternehmen müssen daher ihre Ansprüche und die Gewinne zurücknehmen, da die Umsätze mit den Ländern wie Russland nicht sofort zu kompensieren sind. Es gibt einige Firmen, die fast die Hälfte ihrer Ausfuhren nach dem Riesenreich Russland liefern. Sie haben jetzt schon enorme Schwierigkeiten, die Auftragsrückgänge in den Griff zu bekommen. Besonders bereitet ihnen Sorgen, dass die Wirtschaftsbeziehungen auf Dauer Schaden nehmen könnten. Russland benötigt die High-Tech-Produkte, die Deutschland jetzt nicht liefern kann, aber jetzt springen Länder wie China und Japan ein, die diese Lücke sogar auf Dauer schließen könnten. Dies wäre dann für viele Unternehmen zunächst der Gau und sie müssten sich neue Absatzmärkte suchen. Zudem stehen Arbeitsplätze auf dem Spiel, die unter Umständen wegen der mangelnden Auftragslage in Kurzarbeit treten oder sogar Mitarbeiter entlassen werden müssten; somit wären auf Dauer Arbeitsplätze verloren. Aber auch das übrige Europa, besonders die südlichen Touristenländer, leiden unter der Krise, da sie besonders von den russischen Reisenden gerne besucht wurden. Moskau zeigt bisher wenig Anzeichen zum Einlenken und hat auf die Sanktionen mit Gegenmaßnahmen geantwortet. Die Preise für Öl und Gas sollen erhöht werden, bisher konnten die Entscheidungen noch keine Wirkung zeigen, aber wenn die Herbst- und Wintermonate auf dem Kalender stehen, werden sicher die Kurse an den Tankstellen in die Höhe gehen. Die Politik in Europa noch weder aus Deutschland konnte bisher Entscheidendes zur Entspannung beitragen. Ganz im Gegenteil, durch das sture Verharren auf den eigenen Positionen ist die Situation mehr als verhärtet. Bisher hat sich noch kein westlicher Politiker in der Lage gesehen nach Moskau zu reisen, um dort Fakten zu schaffen. Die Bevölkerung in Ost und West hofft jetzt auf ein Zeichen, damit keine politische Eiszeit ausbricht, denn dies würde der europäischen und der russischen Volkswirtschaft nur dauerhaft schaden.

Einbrüche in den Touristenregionen

Durch die Russland-Krise haben die Touristenregionen im Süden Europas enorme Einbrüche zu verkraften. In den vergangenen Jahren waren sie gern gesehene Gäste in Ländern wie Griechenland, Spanien und Frankreich. Jetzt bleiben die Hotelbetten und die Restaurants für diese Gruppen leer. Das Ferienende naht und somit ist keine Kompensation der Einnahmen zu erwarten. Da die Kassen nicht mehr so gefüllt sind wie in den zurückliegenden Jahren, werden auch wieder Begehrlichkeiten wach und die Staatsschuldenkrise könnte von neuem in Gang gesetzt werden. Nach dem Kassensturz der Hotels und Restaurants werden die einzelnen Regierungen wieder vorstellig in Brüssel werden und um Unterstützung beziehungsweise um Hilfen nachfragen.

© Global Research Institute – Gartner (GRIG)

0 Kommentare

Hinterlasse einen Kommentar

An der Diskussion beteiligen?
Hinterlasse uns deinen Kommentar!

Schreibe einen Kommentar

Deine E-Mail-Adresse wird nicht veröffentlicht. Erforderliche Felder sind mit * markiert